„Dass wir uns gegen die massive Einflussnahme einer privilegierten Schicht zu oft gebeugt haben, hat uns viel Vertrauen gekostet“. Mit diesem Satz spricht Norbert Walter-Borjans Klartext – wie er es seit Jahren tut. Auf dem Fundament seiner Überzeugung: Soziale Gerechtigkeit. Sie ist es, die ihn bewegt. Zu Stellungnahmen – und zum Handeln.
Als NRW-Finanzminister kaufte er Schweizer Steuer CDs. Sein wohl spektakulärster Coup, der ihn nicht nur über die Grenzen der Republik bekannt machte, sondern den deutschen Finanzbehörden mehrere Milliarden aus Selbstanzeigen einbrachte. Aber hinter Nowabo – wie Norbert Walter-Borjans in NRW genannt wird – steckt natürlich weitaus mehr: Der 1952 geborene Rheinländer studierte VWL, arbeitete in der Industrie, in mehreren Landesregierungen sowie als Dezernent und Kämmerer in Köln:
Viele Stationen, die nur möglich waren, weil Nowabo der Welt neugierig und offen gegenüber tritt. Und viele Stationen, die ihm unzählige Erfahrungen und Eindrücke aus allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen vermittelt haben.
Unverzichtbar für einen, der sozialen Ausgleich und gerechtere Gesellschaft im Fokus hat: Bereits 1986 erkannte Nowabo die Notwendigkeit einer ökologischen Verkehrspolitik und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD), der sich für eine Verkehrswende im Sinne einer sozial- und umweltverträglichen Mobilität aller Verkehrsteilnehmer einsetzt. Bis Ende 1990 war er dort sogar stellvertretender Bundesvorsitzender.
„Missstände erkennen und handeln“ war schon damals sein Motto – und ist es bis heute geblieben. Genau so wie das Thema Ökologie, das er untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft sieht:
„Als SPD-Vorsitzender werde ich dazu beitragen, dass die SPD nicht wie bisher die Verteilungsfrage des Reichtums in Deutschland und der Welt so umschifft. Der Klimawandel ist geradezu ein Symbol dafür. Er ist Zeichen einer viel zu lange missachteten Lastenverschiebung in die Zukunft. Eine Umkehr muss zweifelsfrei in der Gegenwart stattfinden.“ Dass diese Umkehr, dieses Wirken für eine humane Zukunft nur mit massiven Investitionen zu schaffen ist, versteht sich von selbst.
Dass das mit der Schwarzen Null nicht geht, ist der logische Schluss, den Borjans zieht.
Ein Schluss, der vielen in der etablieren Parteienlandschaft nicht gefallen dürfte. Ebenso wie weitere Positionen, die er in seinem kürzlich erschienen Buch „Steuern – der Große Bluff“ darlegt:
Interessensgruppen wie der Bund der Steuerzahler Deutschland und der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft entlarvt er dort als Organisationen die „in Wahrheit die Privilegien von Hochvermögenden sichern wollen“ und fordert als „Gegenlobby“ eine wesentlich höhere Grundbildung in steuerpolitischen Fragen. Er drängt auf die gerechte Besteuerung von Internetkonzernen und stellt aus Insidersicht eines Fachmannes dar, wie das bestehende System die Reichen reicher macht und uns anderen alle zurück lässt. Dass er daran etwas ändern würde, wenn er die entsprechende Position dazu hätte, daran lässt er keine Zweifel:
„Missstände erkennen und handeln“ ist sein Motto.
Ein Motto, das wohl auch gut zu Borjans’ großem Vorbild gepasst hätte: „Willy Brandt“ ist der Name, der unvermittelt fällt, wenn man ihn nach seinem politischen Vorbild fragt.